Führung ist auch „sozialer Kitt“…

Die Bietigheimer Wohnbau GmbH hat 2019 eine Führungskräfteentwicklung mit mir begonnen, die wegen der Corona-Pandemie und wiederholten Lockdowns vorerst unterbrochen werden musste.
Carsten Schüler, Geschäftsführer der Bietigheimer Wohnbau GmbH, hat mir drei Fragen im Kontext der Veränderungen der Arbeitsbedingungen und seines Verständnisses von Führung in Corona-Zeiten beantwortet.


Herr Schüler, welche Veränderungen gab und gibt es durch die Covid-19 Pandemie in ihrem Unternehmen?

Intern hat sich wenig verändert. Durch unsere Struktur, dass 95% der Mitarbeiter Einzelbüros haben, hatten wir auch bezüglich der Ablauforganisation wenig Änderungsbedarf. Da wir im B2C Bereich tätig sind, merken wir aber zum Teil die Angespanntheit unserer Kunden. Wir merken, dass Kunden nervöser, streitlustiger und kritischer werden; vielleicht weil sie mehr Zeit haben oder mehr Zeit zu Hause verbringen oder einfach durch die Gesamtsituation angespannt sind und vielleicht ein Ventil brauchen. Dies belastet unsere Mitarbeiter natürlich schon.


Wie hat sich das Verhältnis zwischen Mitarbeitern und Führungskräften verändert – Stichwort “Führen auf Distanz”?

„Führen auf Distanz“ ist bei uns kein Problem. Primär bedingt dadurch, dass es nicht soviel Distanz gibt. Da wir, wie bei der ersten Frage ausgeführt, fast alle in Einzelbüros sind kommen die Mitarbeiter immer noch gerne und auch gefahrlos ins Büro. Alle Mitarbeiter haben durch eine Betriebsvereinbarung die Möglichkeit mobil zu arbeiten, jedoch nutzen dies maximal 10% bis 15% der Belegschaft (und auch nicht immer die selben). Daher stellt sich die Frage nach dem Führen auf Distanz so bei uns bisher (noch) nicht.


Es wird viel über hybride Arbeitsmodelle diskutiert, also eine ausgewogene Mischung zwischen Homeoffice und Präsenz im Unternehmen. Für wie wichtig halten Sie diese Präsenz am Arbeitsplatz bei Führungskräften und warum?

Um auch nach Corona den Mitarbeitern Flexibilität und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu vereinfachen, finde ich mobiles Arbeiten dem Grunde nach und in gewissen Dosierungen für unsere Mitarbeiter sehr gut und sinnvoll. Für Führungskräfte finde ich aber Präsenz immens wichtig. Persönliche Ansprachen, direkte Begegnungen und sei es nur am Montagmorgen die Frage nach dem Wochenende kann man nicht per Teams oder Webex stellen, dies geht nur im direkten Kontakt. Das ist für mich der „soziale Kitt“, die Einzigartigkeit, die ein Unternehmen ausmacht. Der Mensch muss im Mittelpunkt stehen. Nur über persönliche Begegnungen können Emotionen transportiert werden und das kann nicht ich für alle Mitarbeiter machen, sondern das muss jede einzelne Führungskraft für die ihr zugeordneten Mitarbeiter übernehmen.