„Führung auf Distanz darf nicht dazu führen, dass der Kontakt verloren geht!“

Die Bietigheimer Wohnbau GmbH hat 2019 eine Führungskräfteentwicklung mit mir begonnen, die wegen der Corona-Pandemie und wiederholten Lockdowns vorerst unterbrochen werden musste.
Elisa Ciociola, Personalleiterin der Bietigheimer Wohnbau GmbH, hat mir drei Fragen zum Thema “Führung in Zeiten der Corona-Pandemie” beantwortet.

Die Covid-19 Pandemie hat auch bei der Bietigheimer Wohnbau GmbH dazu geführt, dass Mitarbeiter und Führungskräfte mobil von zuhause aus arbeiten. Welche Herausforderungen sehen Sie als Personalleiterin beim Thema “Führen auf Distanz”?

In der BW hatten Mitarbeiter bereits vor der Pandemie die Möglichkeit, fallbezogen von Zuhause aus zu arbeiten. Corona hat weder bei den Führungskräften noch bei den Mitarbeitern den Wunsch nach dauerhafter Heimarbeit merklich erhöht, was ich als sehr positiv empfinde. In Unternehmen, wo Homeoffice ein fester Bestandteil ist, müssen meiner Meinung nach gewohnte Arbeits- und Führungsmuster teilweise neu definiert werden. Führen auf Distanz bedeutet einen wesentlich höheren Steuerungs- und Zeitaufwand. Hierzu gehören neben der Organisation eines reibungslosen Informationsflusses vor allem die Begleitung der Mitarbeiter bspw. bei neuen, veränderten oder komplexen Aufgabenstellungen, sowie die Sicherstellung der Unternehmensergebnisse unter neuen Gegebenheiten.

Eine größere Herausforderung sehe ich jedoch darin, dass Führungskräfte und Mitarbeiter den sozialen Kontakt zueinander nicht verlieren. Ich denke, dass es für beide Seiten mehr Austausch und eine noch persönlichere Bindung bedarf, als wenn man in Präsenz zusammenarbeitet. Ebenso stellt eine besondere Herausforderung die Motivation der Mitarbeiter von zuhause aus dar. Normalerweise bekommt man bei der täglichen „Guten-Morgen-Runde“ einen Eindruck in welcher psychischen Konstitution sich der Mitarbeiter befindet. Beim Austausch über elektronische Medien muss die Führungskraft schon sehr genau hinschauen, -hören und vor allem fragen.

Aus Untersuchungen wissen wir, dass die Gefahr besteht, dass Führungskräfte den Kontakt zu Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zunehmend verlieren können. Welche Fähigkeiten, Kompetenzen und Methoden brauchen aus Ihrer Sicht Führungskräfte, um dieser Gefahr entgegenzuwirken?

Meiner Meinung nach ist das Selbstvertrauen um das Wissen der eigenen Führungsstärke gefolgt von einer positive Grundhaltung, Empathie, sowie einer klaren und wertschätzenden Kommunikation ein großer Bestandteil beim Führen auf Distanz. Die soziale Isolation, die wir durch die Pandemie erleben müssen, wirkt sich unweigerlich auf den Gemütszustand aus und beeinflusst u.U. das Leistungsvermögen. Sich in seine Mitarbeiter und deren persönliche Situation hineinversetzen zu können wirkt motivierend und stabilisierend in diesen schwierigen Zeiten. Wo sich eine überwiegende Führung auf Distanz langfristig nicht vermeiden lässt oder vom Unternehmen ausdrücklich gewünscht ist, sollten Einzelrücksprachen und Abteilungsrunden deshalb nach wie vor unbedingt beibehalten werden und ggf. um weitere kleine Rücksprachen erweitert werden.

Jede Führungskraft muss zudem die Fähigkeit besitzen, sein „digitales“ Führungsverhalten regelmäßig zu reflektieren, sich von Mitarbeitern und Kollegen Rückmeldungen einzuholen und kontinuierlich an sich zu arbeiten.
 

Wenn Sie ein persönliches Fazit ziehen, was kann man als Führungskraft aus dieser besonderen Zeit lernen und für wie wichtig halten Sie den direkten Kontakt zwischen MitarbeiterInnen und Führungskräften im Unternehmen?

Ich halte den persönlichen Kontakt zwischen Mitarbeitern und Führungskräften enorm wichtig. Einen positiven, direkten Kontakt zu seinen Mitarbeitern zu haben, zu stärken und positiv zu halten ist essentiell, egal ob man in Präsenz oder auf Distanz führt.  In diesen besonderen Zeiten kommt es meines Erachtens darauf an, dass der direkte Kontakt intensiviert wird und das Vertrauen in den Mitarbeiter und in die eigene Führungsstärke noch mehr gefestigt wird. Ich persönlich verzichte auf das Arbeiten im Homeoffice, um weiterhin persönlich für meine Mitarbeiter ansprechbar zu sein.